Samstag, 27. März 2010

Canberra (23. - 27.03.2010)

Dienstag, 23.03. – „21“
Fangen wir erst gar nicht von letzter Nacht an.
Ich packe meine 7 Sachen und checke aus. Mein Gepäck kann ich unterstellen. Was mach´ ich denn jetzt noch so lange, bis mic der Airport Shuttle abholt? Ja, lesen ist ´ne gute Idee.
Irgendwie ist es schade, dass ich aus Sydney rausgehe. Aber hab´ ja auch schon viel gesehen und komme auch noch einmal zurück. Nun gut.
Hunger. Gegenüber vom Hostel gibt´s ein kleines Café, da bestell´ ich mir einen Chicken Burger und ´ne Cola. Was soll ich auch sonst machen, ausser essen? ;o) Lasse ein paar Zucker-Beutel mitgehen, für lecker süßen Kaffee.
Und gegen 13:30 Uhr holt mich der Bus ab. 14 Dollar, das ist ok. Besser als ´ne gute Stunde mit Gepäck zum Bahnhof laufen und dann für 15,80 Dollar mitm Zug zum Airport fahren.
Ah, schon da. Heute fliege ich nach Canberra.
Da es ein Inlandsflug ist, muss man nur eine Stunde vorher da sein. Und natürlich ist es ein viel kleinerer Flughafen, als der nebenan, wo die ganzen internationalen Flüge abgehen. Flux eingecheckt und ein bisschen warten. Schlender durch den Flughafen und lese noch ein bisschen. Dann besteige ich die Maschine. Fliege mit Virgin Blue. Und muss lachen – das ist ja so ein kleines Flugzeug. So wie damals, als man in den Urlaub geflogen ist; eine Reihe mit je 2 Sitzen links, eine rechts mit je 2 Sitzen, dazwischen der Gang, das war´s. Kein Fernseher, kein gar nichts. Na gut. Essen gibt´s natürlich auch keins, aber das ist nicht tragische: der Flug dauert gerade mal 40 Minuten, schon bin ich in Canberra.
Man fliegt erstmal raus aufs offene Meer, Sydney liegt hinter mir und ich denke, yay, es geht wieder zurück nach Neuseeland. Aber nein, eine scharfe Rechtskurve und runter geht es, entlang der Küste Australiens. Schöne, weiße Strände sehe ich, ein paar kleinere Berge. Dann geht´s im sanften Abgang nach unten. Landen. Da.
Ich hole meinen großen Rucksack ab. Wollte ja beim Abflug aus Auckland checken wie schwer mein Rucksack ist, vergesse es natürlich. Aber hier auf dem Rollband liegt die nackte Wahrheit: ein großer Aufkleber befindet sich am Rucksack: „Heavy. Bend your knees. 21 kgs“. Ha, ha, ach du meine Fresse, da schicke ich schon 13 kg nach Hause, und habe immer noch 21 kg aufm Buckel. Plus kleiner Rucksack, plus Laptoptasche.
Man merkt, dass man südlicher ist, es ist kühler. Naja, einfach angenehmer. Liegt ungefähr auf der Höhe von Auckland.
Ein Bus bringt mich für 9 Dollar in die Innenstadt. Ein Mädchen will mitfahren, findet aber ihren Geldbeutel nicht. Rennt nochmal zurück zur Airline. Kommt wieder; nichts gefunden. Später treffe ich sie im YHA wieder, immer noch keine Spur vom Geldbeutel. Die arme. Das ist echt mein größter Horror.
Von beim ersten Hingucken denke ich, mmh, hier geht ja gar nichts. Und dem ist auch so. Der Grund warum ich hier bin ist, dass ich Clare und Joe besuchen möchte. Die Stadt selber (und so ganz nebenbei, es ist die Hauptstadt Australiens) wurde nur „errichtet“, weil man sich nicht entscheiden konnte, ob Sydney oder Melbourne die Hauptstadt werden sollte. Also hat man eine Stadt in der Mitte „gebaut“ und schon hatte man eine Hauptstadt. Na gut. Und ich weiß auch schon, dass es ausser den ganzen Regierungsgebäuden nur noch Kunstgalerien und Museen gibt. Ich bin gespannt, sicherlich findet sich hier auch was Interessanteres. Kaum Menschen sind unterwegs, es gibt eine große Universität, ein kleines Stadtzentrum mit ein paar Läden und Supermarkt. Ach, und Aldi ist um die Ecke. Muss Foto machen und vielleicht auch mal reinschauen, was die da so verkaufen.
Habe ja vorm Abflug nochmal im YHA angerufen, da die sich nicht mehr gemeldet haben per Email. Ja, wir können Dich für 2 Nächte einbuchen. Wunderbar, denke ich. Das YHA (große Hostelkette in Oz wie auch in NZ) ist keine 2 Minuten von der Bushaltestelle entfernt. Was ein großer Schuppen. Der Rezeptionist (der mir von Anfang an auf die Nerven geht, da er an jeden Satz „mate“ dranhängt (was soviel wie Kumpel heißt; und ich kann das Wort net leiden)) sagt mir, dass ich für 1 Nacht eingebucht bin. Ich so, nee, für 2 Nächte. Er: Nee. Aha. Ist mir bums, buch´ mich für eine Nacht ein und schau, dass Du mich für eine 2. einbuchen kannst. Nach einiger Zeit (also später abends) klappt das dann auch, und ich bin für 2 Nächte hier. Theoretisch für 5, aber Donnerstag (die 3. Nacht) kann ich nicht hier schlafen, weil die komplett ausgebucht sind, aber die Geschichte folgt noch.
Schlafe in einem 10-Bett-Zimmer. Erwarte das Schlimmste. Aber die Leute sind schonmal ganz nett; zumindest die, die da sind. Die Nacht kostet mich 30,50 Dollar, ich fall fast aus allen Wolken. Das Bett muss man selber beziehen (wo gibt´s denn sowas?? Na, in Oz!). Natürlich Doppelstockbetten; schlafe zum ersten Mal oben. Macht mir ja eigentlich nichts aus, aber habe immer bissle Schiss, dass ich rausfalle! ;o)
Dann SMS an Clare und Joe schreiben, bin da, holt mich ab. Und sie kommen auch gerade von Arbeit. Restaurieren gerade irgendwas in der Nationalgalerie, hört sich spannend an, aber sie sagen, dass es im Moment nur stupide Arbeit sei. Bis nächste Woche, dann wird´s interessanter. Kurz zur Auffrischung: Clare habe ich vor einem Jahr in Christchurch kennengelernt. Tolles Mädel aus England. Joe ist ihr Freund. Beide waren vor gut einem Monat für 2 Nächte im Blackcurrant.
Wir gehen zusammen in ein Pub. Es wird viel gequatscht, wir essen und trinken lecker. Die Preise hier, Leute, ihr macht euch kein Bild! Darf echt nicht umrechnen.
Wir sind müde. Ist ja klar. Also gehen die 2 nach Hause, ich düse zurück ins Hostel. Duschen wird überbewertet. Quatsche eine Weile mit den Zimmergenossen. Der Oberhammer (auf den ich schon lange gewartet habe) kommt heute: Treffe ein Mädchen aus meinem Heimatort; aus dem Stadtteil Stetten. Sie kennt das Theater, war oft in den Musicals, in denen ich 10 Jahre lang mitgespielt habe, kennt Matze, usw. Das ist zwar irgendwie witzig, aber auch ein bisschen gruselig. Die Welt ist so klein, der Hammer!
Will noch ein bisschen lesen, aber mir fallen sofort die Augen zu und ich schlafe mit Klamotten und Licht ein. Das ist mir ja schon lange nicht mehr passiert.

Mittwoch, 24.03. – „homeless, part I“
Entgegen aller Erwartungen habe ich wunderbar geschlafen. Vor allem durchgeschlafen, was echt mal nötig war. Die Augenringe sind derzeit mehr als deutlich zu sehen. Bis fast 9 Uhr, herrlich.
Da ich nichts ausgepackt habe, schnappe ich mir mein Gepäck und gehe zur Rezeption. Muss heute den Raum wechseln. Wer hätte es gedacht? Ich glaube, dass wir mir in Oz noch oft passieren. Werde in einem 4-Bett-Zimmer schlafen. Für satte 37 Dollar. Ein kurzer Vergleich: das sind gute 48 Neuseeland-Dollar, dafür bekomme ich im Blackcurrant ein Single Zimmer mit en-suite Badezimmer plus 2 Cola!! Aaah, nicht dran denken.
Check-in ist erst um 13 Uhr. Freundlicherweise darf ich mein Gepäck unterstellen. 3 Stunden warten. Schön. Für morgen gibt es nun definitiv kein Bett für mich. Die Hilfsbereitschaft ist hier recht klein geschrieben. Einer der tausend Rezeptionisten sagt weder, los ich rufe die umliegenden Hostels an oder hey, wir finden da schon was. Nichts. Wow, ich bin begeistert. Ich muss nachfragen, damit ich eine kleine Liste mit Telefonnummern von Unterkünften sowie einen Stadtplan bekomme!
Erstmal einen Kaffee! Finde ein gemütliches Café, kann draußen sitzen, der Kaffee ist gut, der Barkeeper sexy und die Sonne scheint angenehm; es ist nicht so stickig und drückend wie in Sydney. Rufe 6 Hostels an. Danach 2 Hotels. Nichts. Alles ausgebucht. Checke meinen Kontostand vom Handy. Trotz der vielen Telefonate und einiger SMS habe ich immer noch 30 Dollar drauf. Wie geht denn das? Höre es nochmal ab und lasse die Tussi quatschen und siehe da; ich hatte soundso freie Minuten und freie SMS. Ja wie geil. Wenigstens etwas positives an diesem verqueren Morgen. Ja, da muss morgen wohl die Parkbank herhalten. Suche die Bibliothek – weil in den meisten bekommt man kostenloses Internet. Sie ist gleich um die Ecke und das Internet ist tatsächlich kostenlos, juhu. Die Bibliothek ist für die kommenden Tage meine „wahre“ Unterkunft; bin da so oft und nutze das Internet. Starte einen „Hilferuf“ nach Unterkunft. Auf facebook, gumtree, couchsurfing, usw. Irgendeiner wird sich doch melden, oder? Aber ist halt auch schon ein bisschen knapp.
Aufmerksame Leser werden sich nun fragen: ja, warum schläft er nicht bei Clare und Joe? Nun, das würde er ja gerne, aber es geht nicht. Die 2 sind vor knapp einer Woche eingezogen und kennen kaum ihre Mitbewohner. Und die würden die halt gerne vorher fragen, aber die sind nie da und mich einfach so da schlafen lassen, ohne zu fragen, wollen sie nicht. Was ich auch verstehen kann. Aber ´s regt mich auch ´n bisschen auf. Die Lösung eines Schlafplatzes für morgen wäre so nah, geht aber einfach nicht.
Nun, Hilferuf losgeschickt, jetzt heißt es abwarten. Auch stehe ich auf der Warteliste vom YHA; irgendwas wird sich schon finden.
Habe das Gefühl, mir fehlt was. Mmh, vielleicht Vitamine. Kaufe mir Birnen und Bananen, stopfe selbige in mich rein. Ah, besser.
Gehe zurück zum Hostel, checke in mein neues Zimmer ein. Klein, aber fein. Auch hier wieder das Bett selbst beziehen. Es gibt nichts im Zimmer, ausser einem kleinen Tisch, 2 Stühle und so kleine Schränke zum Abschließen. Für 37 Dollar!! ;o)
Was mache ich denn jetzt? Bin schon etwas rastlos, wegen Parkbank schlafen oder nicht... Hunger. Pizza essen, für 6.50 Dollar, das geht. Ich lese. Keine Lust, rumzulaufen oder etwas zu erkunden.
Wann geht´s weiter nach Melbourne? Am Sonntag! Also buche ich einen Flug (der schon um 6:30 Uhr losgeht; dafür war er über 100 Dollar billiger) und buche natürlich auch eine Unterkunft. Diesmal mache ich das nicht mehr so spontan. Finde etwas nettes und sich gut anhörendes im Internet; rufe an, buche, fertig. Für erstmal eine Woche. Von Melbourne verspreche ich mir viel, weiß aber noch nicht genau, warum.
Es ist später Nachmittag. Noch ein bisschen lesen, bald bin ich durch mit Chocolat.
Abends treffe ich mich mit Clare und Joe. Ich schleife mein ganzes Gepäck mit; das kann ich wenigstens bei denen unterstellen. Ich könnte es im YHA lassen, aber die wollen Geld dafür. Gute 18 Dollar für einen Tag, Schweine! Die nehmen´s hier echt von den Armen und ich frage mich, wie man hier ein Jahr überleben kann, ohne pleite zu gehen...
Das Haus ist wunderbar, groß, geräumig. Es kommt Neid auf. Bin das Hostelleben jetzt schon wieder satt. Ein bisschen zumindest; manche Begegnungen sind hier schon witzig; andere wiederum muss man nicht miterlebt haben.
Es gibt Nudelauflauf mit Thunfisch, dazu Knoblauchbrot. Superlecker. Ich sponser´ Wein und Cola (Joe trinkt keinen Alkohol). Habe mir heute auch Filter und Papers gekauft. Zusammen 5 Dollar. Ich sollte echt aufhören, was ein krasser Preis für ein bisschen Papier.
Der Abend war klasse, witzig, interessant und unterhaltsam. Die 2 sind total geschafft vom Arbeiten. Ich vom Überlegen und Nachdenken.
Gegen 23 Uhr gehe ich zurück ins Hostel.
Ein Schweizer ist mit aufm Zimmer und er macht dem Leitspruch „Wir Schweizer sind nicht langsam“ (sehr langsam und im Schweizer-Dialekt gesprochen) alle Ehre. So ein Schnarchzapfen. Und er hat einen üblen Husten, laut und rotzig. Ich freue mich auf die Nacht. Dazu läuft die Klimaanlage, die man nicht ausschalten kann und meiner Meinung nach unnötig ist; so warm ist es auch nicht. Habe das Gefühl, ich bin jetzt schon krank.
Ich stöpsel Musik in meine Ohren, später Ohrstöpsel. Es dauert lange bis ich eingeschlafen bin. Immer wieder fahre ich hoch, wenn der Schweizer losbellt. Aaah!!

Donnerstag, 25.03. – „homeless, part II“
Schon um 7 Uhr bin ich munter, kurzes Eindösen, der Schweizer hustet, wieder wach, eindösen, usw. Will ihn schon fragen, ob er nie was von Ricola gehört hat, aber ich denke mal, den Witz würde er nicht raffen. Gegen 9 Uhr reicht´s mir und ich stehe auf. Habe ja nur meinen Rucksack als Gepäck. Esse einen Müsli-Riegel und mache mir einen Instant-Kaffee. Wenigstens den gibt es kostenlos in der Küche.
Frage nach, ob ein Bett für mich freigeworden ist. Nein. Stehe weiterhin auf der Warteliste und frage im Laufe des Tages ca. fünfmal nach. Was mach ich denn jetzt? Ach klar, gehe zu meiner Freundin, der Bibliothek. Eine Mail habe ich bekommen. Das Mädel hat nichts frei, gibt mir aber den Tipp, auf couchsurfing nachzufragen. Yo Schätzchen, hab ich gestern gemacht. Es kommt aber keine weitere Antwort mehr.
Eine liebe Mail von Carsten bekomme ich.
Bemerke, dass Australien so groß wie ganz Europa ist. Ha, ha, da brauch´ man ja Monate, bis man wenigstens einiges von Australien gesehen hat. Naja, das was ich sehen werde, wird sicher gut und mehr geht halt nicht.
Nun gut, gehe zu meinem Café und trinke Cappucchino. Lese Chocolat zu Ende. Wunderbares Buch, mal was anderes. Jetzt möchte ich endlich den Film dazu sehen.
Ich raffe mich auf und marschiere durch die Gegend, inklusive kleiner Fototour. Zum Glück gibt´s hier immer mal wieder öffentliche Toiletten.
Ich laufe Richtung Regierungsviertel. Auf zum Parlamentsgebäude, was soll ich hier auch sonst machen? Es wird sehr warm, aber erträglich. Sehe mir das Parlamentsgebäude an, die englische und kanadische Botschaft; alles nichts Besonderes für mich, da ich nicht wirklich an Politik interessiert bin. Und nebenbei denke ich, scheiße, wo soll ich heute schlafen? Die Stadt ist langweilig, man merkt, dass sie nach Plan errichtet worden ist. Dafür finde ich Nemo, der an einem Baum hängt und nicht mehr allzu grell-orange aussieht. Ach und ich treffe aus so ´ne Art Papageien. Kleiner. Die waren lustig.
Zurück ins Stadtzentrum, ein bisschen Zeit konnte ich immerhin schonmal totschlagen. Wieder Mails checken. Silvia (aus Neuseeland, ist aber Deutsche) gibt mir den Tipp, auf den Mt. Ainslie hochzuklettern. Ich wusste ja, dass hier kleinere Berge drumherum sind. Also warum nicht? Sobald ich morgen wieder „normal“ bin, weil ich wieder ´ne Unterkunft habe. Sie sagt, wenn man da bei Sonnenuntergang oben ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass man Kängurus sieht. Oooh!! Ich google das gleich mal. Der Berg ist nichtmal 900 Meter hoch, die Aussicht ist nett und ich finde einen Bericht aus der Tageszeitung: vor genau einer Woche ist ein Jogger von einem Känguru umgeboxt worden; blaues Auge und unbewusst war er auch. Hat es nicht kommen hören und warum es den Jogger „gehauen“ hat, weiß er selbst nicht. Also denke ich mir: ui, erst ´ne Nacht obdachlos sein und am Tag darauf Känguru(h)s sehen. Das ist doch fein!! ;o) Wie schreibt man Känguru?!?
Mache mich am Infostand schlau, wo der Berg ist, bekomme eine größere Karte von Canberra und Umgebung. Hunger. Natürlich. Ich geh zum Inder in so ´nem größeren Shopping-Center. Nicht berauschend, dafür billig und was im Magen.
Frage im Waldorf-Hotel nach, ob die was frei haben. Nichts. Mmh. Und dann geht mein Handy los und es ist das YHA. Ein Bett ist frei geworden! Juhu! Bin doch erleichtert. Hatte noch einen zweiten Plan in der Tasche: Gegen 22 Uhr ins YHA reingehen, auf die Couch setzen, lesen und dabei „zufällig“ einschlafen. Das hätte sicherlich auch irgendwie funktioniert. Beim Einchecken heute sehe ich aber, dass die überall Kameras haben, dann hätten die mich sicherlich heute Nacht auf der Couch liegen sehen. Wie auch immer, Problem gelöst.
Das Zimmer überrascht mich positiv: 2 Doppelstockbetten und ein Doppelbett, dazu Schränke, Wasserkocher, Spiegel (!) und sogar ein eigenes Bad. Ein Typ ist drin. Supernett und freundlich. Er glaubt, dass das hier so ein Familien-Raum ist, und dass die das umarrangiert haben, für den Notstand. Oder so ähnlich. Ist mir egal, ich find´s gut und habe ein Bett für die Nacht. Morgen schon wieder umziehen, davon geh ich mal schwer aus... Egal.
Treffe Clare und Joe zu Hause, hole mein Gepäck wieder ab.
Hier ums Eck gibt´s ´n Aldi. Jesses. War aber nicht drin.
(Nachtrag Sydney: habe ein Plakat gesehen, vom Kölner Kammerorchester. Das habe ich ja vor längerer Zeit in Taupo gesehen/gehört. Schon witzig, erst spielen die im Kaff Taupo und dann in der Oper von Sydney!)
Immer mal wieder Rückenprobleme. Habe mir Tabletten gekauft, extra gegen Rückenschmerzen. Aller 2 Tage nehme ich ein paar, dann geht´s eigentlich...
Nun habe ich endlich Ruhe und Zeit, um die letzten 3 Tage nachzuschreiben. Davor hatte ich echt keine Nerven (manchmal nichtmal den Laptop, da er bei Clare war). Und ich denke mal, das meiste ist mir noch gut in Erinnerung, wenn ich sehe, dass ich schon wieder auf der 4. Seite bin. Nachher guck ich mir mal die Fotos an. Sind sicherlich nicht so berauschend wie die von Sydney, aber hey, immerhin kann ich behaupten, dass ich in der Hauptstadt Australiens war, wo sich Kunst, Politik und Schnarchzapfen die Hand reichen! ;o)

Freitag, 26.03. – „roos“
Unruhige Nacht. Konnte ewig nicht einschlafen. Morgens sind dann die ganzen Kinder (wahrscheinlich eine Schulklasse) durchs Treppenhaus gerannt, laut und schreiend. Bäh. 8:30 Uhr war das. Mir reicht´s, aufstehen.
Versuche die Rezeptionistin davon zu überzeugen, dass ich im selben Zimmer bleiben will, geht aber nicht. Ist tatsächlich ein Familien-Raum, den die gestern in ein Dorm umgewandelt haben. Also wieder umziehen. Gepäck in der Rezeption unterstellen und warten bis 13 Uhr.
Laufe zu meinem Lieblings-Café. Und fange ein neues Buch an. Nachdem ich nun so viel Zeug gelesen habe, fahre ich jetzt mit The Wheel of Time fort. Band 5. Es dauert ein wenig, bis ich wieder in der Geschichte drin bin, da sie so komplex ist, aber schon nach kurzer Zeit macht´s wieder Spass. Der fünfte Band ist dicker als alle bis jetzt gelesenen und die Schrift ist so klein, dass ich das Gefühl habe, ich brauche 5 Minuten für eine Seite.
Ich esse hier total unregelmäßig und nicht gerade viel. An Kochen ist schon gar nicht zu denken. Durch das ständige Zimmer wechseln und Rucksack rumschleppen fange ich erst gar nicht an, großartig einzukaufen. Heute habe ich ein bisschen Brot, Aufstrich, Obst und Schinken gekauft. Stelle fest, dass essen gehen fast billiger ist als Essen einkaufen. Irgendwie albern.
Kurz in die Bibliothek, Mails checken. Nichts Aufregendes ist dabei.
Zurück zum Hostel. Im Fernseher läuft grad How I met your mother, die Folge guck´ ich mir doch glatt an, kenne sie nicht. Dann endlich ab in den neuen Raum. Treffe auf den ersten freundlichen und hilfsbereiten Rezeptionisten hier im YHA. Habe mein Handtuch im alten Raum vergessen, er sucht es für mich und findet es tatsächlich. Im Wäscheraum. Und ich kann für 2 Nächte im selben Zimmer bleiben, aber Hallo, das ist ja fast schon Luxus. Es ist ein 8-Bett-Zimmer. Auch hier gibt es wieder so abschließbare Schränke, vier davon sind total kaputt. Schön, jetzt kann ich endlich mal wieder mein Schloss verwenden, was ich mir damals in Auckland gekauft habe.
Es ist 14 Uhr, noch ein bisschen rumgammeln und lesen und dann laufe ich Richtung Mt. Ainslie, mit der Hoffnung auf eine tolle Sicht und auf Känguruhs.
Lese dann aber doch erst noch ein Kapitel bis ich losziehe. Habe gehört, dass man bei Sonnenauf- und untergang am ehesten welche sieht.
So ist es 16 Uhr und ich stapfe los. Habe eine Karte, die total schlecht ist, viele Straßen sind nicht eingezeichnet. Plötzlich komme ich in der Nähe des Australian War Memorials raus. Ach, auch gut, wollte ich ja sehen und ich habe noch Zeit. Alte Kanonen stehen rum, man kann bis rüber zum House of Parliament schauen und das War Memorial selbst ist sehr beeindurckend. Aber irgendwie halten die hier grad ´ne Zeremonie ab, also verschwinde ich wieder. Ein Mädel ruft mich an, ob ich noch Unterkunft suche. Mmh, da kommt sie einen Tag zu spät, aber trotzdem lieb von ihr.
Ich brauche ewig bis ich den „Eingang“ zum Berg finde. Unterwegs treffe ich wieder auf die lustig-roten Papageien und so weiße Vögel düsen hier rum. Mit was gelben aufm Kopf. Kakadus? Wahrscheinlich. Jesses, ich muss echt mal nachschauen, wie man diese Tiere hier schreibt, Kangaroo, Kakadoo?!? Naja... Jetzt geht´s richtig ab:
Man steigt über so ´n Zaun. Roter Sand liegt rum (ich glaube, recht typisch für Australien) und Bäume und so. Schön. Man bedenke, dass hinter mir Wohnhäuser sind. Ich sehe so komische Raben, Vögel, deren Namen ich nicht kenne und ganz viele Schmetterlinge. Ein breiterer Weg führt entlang des Berges (naja, eher Hügel), aber nie geht es nach oben, komisch. Die ganze Zeit halte ich Ausschau nach Kangaroos, mir geht die Geschichte mit dem bewusstlos-geschlagenen Jogger durch den Kopf. Und ich frage mich, wenn ich hier Kangaroos sehe, welche Art wird es sein? Bitte die knuddeligen, nicht die Red Kangaroos. They scare me!! Irgendwann eine Linkskurve und es geht ein Stück nach oben. Raben am Wegrand und trotz des Sonnenscheins ist alles etwas unheimlich. Hier ist keine Menschenseele. Hätte ich vielleicht doch den netten Franzosen ausm Zimmer fragen sollen, ob er mit mir da hochläuft?
Wo ist der Weg nach oben? Ich finde einen ganz kleinen Pfad, soll ich da hoch? Nee, ich laufe gerade aus. Schaue nach recht und... Kangaroos! 3 Stück. Mir fährt´s total rein. Was nun? Foto. Schnell. Nicht stehenbleiben. Die gucken schon so komisch. Habe gehört, man soll nicht stehenbleiben, dann werde die böse?! Mmh, was weiß ich denn, bin neu hier und komme aus Neuseeland, da gibt´s nunmal nichts Gefährliches. Doch, die Kühe aufm Mt. Tauhara, die waren böse!! :o) Und ich sehe, ein Red Kangaroo ist auch dabei. Ach herrje. Das war sooo aufregend und faszinierend und scary zugleich. Ich laufe weiter und erhole mich erstmal. Dann geht es wieder bergab. Scheiße. Kein Aufstieg. Soll ich es wagen und den kleinen Weg nehmen, den ich vorhin gesehen habe? Aber dann muss ich ja wieder an den Roos vorbei. Ok, mach ich! ;o)
Jetzt stehen da 6 Stück, an der gleichen Stelle. Ich weiß nicht, kann man sich das vorstellen? Die Stadt ist keine 10 Minuten entfernt und man ist hier in einer völlig anderen Welt, zwar mit Bäumen, aber mit rotem Sand und dann diese Tiere! Verrückt.
Ich finde den kleinen Pfad, laufe ein Stück nach oben, aber es sieht nicht wirklich so aus, als ob es weiter geht und ich habe das Gefühl, ich laufe in das Gebiet der Roos rein, fühle mich unerwünscht. Also nee danke, das muss nicht sein.
Ich laufe weiter, zurück auf dem Weg, auf dem ich hergelaufen bin. Und da nochmal 2 Roos, und kurz darauf nochmal 3. Manche Fotos sind verwackelt; erstens weil ich viel zu nah ranzoome, zweitens weil ich total aufgeregt und fasziniert bin. Ein Red Kangaroo liegt mitten in der Landschaft. Gänsehaut! Klotzt mich an. Was ein Koloss. Das Foto ist total verwackelt, scheiße, aber ich möchte nicht länger stehenbleiben als nötig ist. Und da nochmal 2. Den ganzen Weg entlang, so viele.
Bin nun schon ganz unten. Die ersten Häuser sind ca. 15 Meter enfernt. Entlang der Wohnsiedlung ist ein Zaun, klar, damit die net in die Stadt hüpfen. Ich schaue gerade nach links und (jetzt kommt der Oberhammer) höre ein leichteres trapp-trapp-trapp recht von mir, drehe mich um und ein Red Kangaroo hüpft ca. 4 Meter von mir entfernt vorbei. Es ist ca. so groß wie ich. Größer vielleicht? Kann es nicht deuten. Mund steht offen. Gänsehaut (auch jetzt, während ich dies schreibe), Angst, Faszination. Und das Roo? Interessiert sich ´n Scheiß für mich, hüpft einfach (und recht galant für seine Größe (über 2 Meter) und Gewicht (90 kg)) an mir vorbei. WOW!!! Dann bleibt es stehen, guckt sich in der Gegend um und ich kann 2 Fotos machen, die auch halbwegs was werden. Das ist alles zu krass für mich! Ich weiß jetzt schon, dass dieser Spätnachmittag eines der besten (wenn nicht DAS beste) Erlebnisse in Australien sein wird. Scheisse, war das abgefahren!
Dann sehe ich nochmal 3 Roos, kleinere. Hüpfen da so rum. Und dann bin ich wieder in der Zivilisation. Vorher treffe ich noch auf Radfahrer. Ich glaube, denen macht das gar nichts aus, aber die sind´s sicherlich gewöhnt.
Ich frage mich, warum die keine Warnschilder aufstellen oder sowas? Mmh. Ich denke, oh, ich war ja gar nicht auf dem Berg oben, mit garantiert super Blick über die Stadt und einem tollen Sonnenuntergang und dann grinse ich breit. 1. Ich war schon auf richtigen Bergen, also egal. Und 2. (und viel wichtiger) ich wäre beim Sonnenuntergang (oder vielleicht noch später) wieder den Hügel runtergelaufen. Und dann mit den Viechern um mich rum, während es schon dämmert oder sogar schon dunkel ist? Nee, ich hätte mir vor Angst in die Hosen gemacht. Das war schon gut so wie´s gelaufen ist.
Finde eine Bank. Rauche erstmal eine. Realisieren, was da grad passiert ist. Übertreibe ich? Würden das manche für ganz normal halten, selbst welche, die noch nie Kangaroos in freier Wildbahn (und so nah!!!) gesehen haben? Weiß es nicht. Ich bin jedenfalls völlig von den Socken und auch froh, dass ich heil davon gekommen bin! ;o) Den ganzen Rückweg grinse ich, hab´ den Mund offen stehen und hab´ Gänsehaut. Was war das geil!
Und dann bin ich wieder im Hostel. Völlig andere Welt, total normal. Wissen die Backpacker und Touristen hier, dass sie 20 Minuten entfernt eine total faszinierende Welt vorfinden können? Irgendwie glaube ich es nicht.
Jetzt hat es sich wirklich gelohnt, nach Canberra zu kommen. Absolut. Spiele schon mit dem Gedanken, morgen nochmal da hin zu gehen! ;o)
Duschen. Hunger. Essen. Fertig. Tschö!

Samstag, 27.03. – „earth hour“
Heute war die erste Chance seit Tagen, mal wieder auszuschlafen. Da ich den Raum nicht wechseln muss. Das habe ich auch genutzt, aber ab 6 Uhr war ich stündlich wach, meistens durch Leute, die auschecken. Können die ihre kack-Rucksäcke nicht abends packen?? Mach´ ich doch genauso, ich versteh´ es nicht.
Als dann gegen 11 Uhr die Putze reinkommt, reicht´s mir und ich stehe auf.
Mache heute nicht viel. Lese mehrere Seiten im Buch, lecker Essen, rumgammeln.
Später treffe ich mich noch mit Clare und Joe, zum letzten Mal bevor ich Canberra morgen früh verlasse und nach Melbourne düse, juhu!! Darf nicht vergessen, ein Taxi für morgen früh zu bestellen.
Schonmal den Rucksack packen.
Heute ist ja Earth Hour. Von 20:30 bis 21:30 Uhr. Das heißt doch, dass überall die Lichter ausgeschaltet werden, oder? Also hier in Canberra war davon nichts zu spüren, alle Lichter waren an. Seltsam.
Waren zusammen im Irish Pub, gemütlich quatschen, was ein sehr netter Abschied war. Yo, und schon ist Canberra vorbei! Auf nach Melbourne. Hoffentlich höre ich den Wecker, aber bei dem leichten Schlaf wird das schon klappen. Um 4 Uhr scheppert der Wecker...

1 Kommentar:

  1. Ich hab mich weggeschmissen vor Lachen, vor allem beim Schweizer Ricola, beim umgeboxten Jogger *gröhl* (ist ja eigentlich gar nicht lustig *gg*) und natürlich über deine erste Begegnung mit den Roos :-) Ich glaube, jeder hätte so reagiert wie du! In D trifft man ja nicht mal auf ein Reh in freier Wildbahn...

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