Samstag, 3. April 2010

Melbourne (28.03. - 03.04.2010)

Sonntag, 28.03. – „stupid o´clock“
Was eine Nacht, welche eigentlich keine war. Gegen Mitternacht zieht es mich ins Bett. Mein einziger Mitbewohner im Moment ist der ältere Mann, welcher zwar schnarcht, sich aber eher nach einer sterbenden Taube anhört. Der Rest des Zimmer ist aus, unterwegs, es ist ja Samstag. An Schlaf ist nicht zu denken. Habe das Gefühl, wenn ich nun einschlafe, dann höre ich den Wecker nicht. So fallen mir zwar immer mal wieder Augen zu, aber es ist kein Schlaf, der mich da überkommt, eher einer unsymphatischer Wachzustand.
Gegen 3 Uhr kommt der Rest ins Zimmer. Ohne Rücksicht auf Verluste. Es wird geredet, gelacht, gefurzt. Und das dabei das Licht an ist, ist ja wohl selbstverständlich. Ach, ich liebe das Backpacker-Leben. Doch heute ist es mir gleich. Ring-ring. Der Wecker. Es ist 4 Uhr. Ab dafür.
Ich haue mir eine ordentliche Portion Wasser ins Gesicht und schlappe leicht benebelt, aber doch recht fröhlich in die Küche. Erstmal einen Kaffee. Dazu natürlich eine Zigarette. Bestelle beim Rezeptionisten ein Taxi auf 5 Uhr.
Frühstück gibt es auch, Toast mit Lachsaufstrich und Schinken. Ha, ha, da muss ich selber lachen, sowas kann ich morgens eigentlich gar nicht essen. Aber ich hab´s noch übrig und es muss weg, bevor ich in den Flieger steige. Danach gibt´s einen Müsli-Riegel und einen Apfel. So bin ich wohlpräpariert für den Flug und bekomme währenddessen hoffentlich keinen Hunger.
Leise wie ein Mäuschen schnappe ich mir Backpack, Rucksack und Laptop und bin raus. Am liebsten hätte ich das Licht angemacht und total wild rumgegruschtelt, aber so bin ich nunmal nicht. Ausserdem schläft die Taube.
Taxi ist pünktlich, der Fahrer kommt ursprünglich aus Kroatien und so traschten wir fröhlich über diverse Länder dieser Welt. Bin selbst überrascht, wie viel ich rede heute Morgen, fühle mich gut, frisch für neue Taten. Da stört mich auch nicht der Fakt, dass der Fahrer „Deutschland über alles“ sagt. Ist mir schon oft passiert, weiß nicht, was die Nicht-Deutschen so sehr an Deutschland fasziniert und das viele diesen Satz kennen – selbstverständlich auf deutsch!
Peng, das Taxometer will 19.80 Dollar von mir. Ich gebe 20 und schon bin ich am Flughafen.
Schnell einchecken. Der Flughafen selbst scheint noch zu schlafen. Ist ja auch arschfrüh. Gerade mal 5:30 Uhr ist es, da sollte ein normaler Mensch doch schlafen.
Noch eine rauchen und ich steige in den Flieger ein. Wieder Virgin Blue. Ui, größer als die Maschine nach Canberra. 3 Sitze links, 3 rechts. Nicht schlecht.
Fliegen bei Dunkelheit (im heutigen Fall mit Morgendämmerung) ist supi. Man sieht die Lichter der Stadt, erkennt Strassen und Gebäude, sehr faszinierend. Und wenn ich meinen Hals ganz arg nach links drehe und ausm Fenster schaue sehe ich die aufgehende Sonne. Herrlich. Tschüß Canberra!
Meine kleinen Äugelein fallen mir immer mal wieder zu und schon sind wir im Landeanflug auf Melbourne. Gerademal 50 Minuten waren wir in der Luft.
Habe schon gehört, dass hier in Melbourne wettertechnisch 4 Jahreszeiten angesagt sind. Also so wie in Neuseeland, warm, kalt, Regen, Sonne, Wind, und das alles in einem Tag. Da freue ich mich eigentlich drauf. Vielleicht ist die Stadt ja ein wenig wie Wellington?
Alles verläuft wunderbar. Schnell finde ich den Bus, der mich in die Stadt bringt. 16 Dollar. Viel zu viel. Besorge mir eine Karte von der Innenstadt, suche die Strasse, in der sich das Hostel befindet und schon schlappe ich los. Warm ist es, und bewölkt.
Es sind ca. 20 Minuten Fußmarsch von der Bushaltestelle in der Innenstadt bis zum Hostel.
Mein erster Eindruck: nicht schön. Dreckig. Viele Penner und Obdachlose. Einer kotzt gerade an eine Hauswand. Werde alle 10 Minuten nach Geld und/oder Zigaretten gefragt. Na, das sind ja tolle Aussichten. Ich schiebe es darauf, dass Sonntag Morgen ist. 8:30 Uhr in der Früh. Da ist doch kein normaler Mensch unterwegs, oder?
Das Hostel finde ich ohne Probleme. Ein sehr großes Gebäude. Die Rezeption befindet sich im 6. Stock, die Zimmer sind auf 3 Stockwerke verteilt. Habe für eine Woche gebucht. Bezahle auch gleich und gehe aufs Zimmer. Mein Bett ist schon gemacht. Es ist noch recht dunkel, Gardine ist vorgezogen und draußen ziehen graue Wolken vorbei.
Schlafe unten. Sehe 2 Doppelstockbetten. Später schaue ich ums Eck, nochmal 2 Doppelstockbetten, also ein 8-Bett-Zimmer. Na gut.
Kurz mein Gepäck hingestellt. Ich brauch´ ´n Kaffee. Aaah, hier gibt es doch Starbucks!! Hi, hi. Nur in Sydney und Melbourne gibt es Starbucks. Raus ausm Hostel und immer der Nase nach. Da ist er schon. Oh, lecker! Seltsame Gestalten laufen herum. Ist aber wurscht, ich habe nun meinen Kaffee. Setze mich auf eine Bank, beobachte die Menschen, genieße den White Chocolate Moccha, rauche eine und schreibe SMS an Max, dass ich da bin. Schreibt auch gleich zurück, hat morgen frei. Wunderbar, werden uns um 11 Uhr zum Lunch treffen.
Zurück ins Hostel. Ein paar Broschüren durchlesen. Hier gibt es einige von Neuseeland. Ich träume ein bisschen vor mich hin. Hoch ins Zimmer. Ich lege mich ins Bett. Nun bin ich doch geschafft. Aber habe alles gut gemeistert, der Schlaf darf mich nun in seine Arme nehmen. Oder so. Und schon bin ich weg.
Für 5 Stunden. Das tat gut. Und jetzt? Ok, auf in die Stadt, mal sehen wie ich´s jetzt finde. Möchte ein bisschen Essen einkaufen. Den Supermarkt finde ich nicht, nur so kleine, überteuerte Läden. Ist mir egal. Hab´ Bock auf Cola. Hol´ ich mir, dazu Müsli und Milch für morgen früh. Die Stadt wirkt nicht freundlicher als heute Morgen. Irgendwie trist. Vielleicht liegt´s am Wetter? Oder weil Sonntag ist? Ich gebe dem Ganzen morgen nochmal eine Chance.
Hostel checken. Was gibt es und wo ist es zu finden.
Küche: oh, kostenloser Kaffee. Natürlich instant, aber egal. Da mach´ ich mir erstmal einen. Und es gibt kostenloses Internet. Glaube, das war ein Grund, warum ich das Hostel gewählt habe. Und der Preis für die Woche für Unterkunft (182 Dollar) fand ich auch in Ordnung.
Checke Mails. Hier hat´s auch ein Dach, wo man rauchen kann. Die Aussicht ist, mmh, interessant und ein wenig trostlos.
Ich lese. Aufm Dach. Bis es dunkel wird. Es fängt leicht an zu regnen.
Ach ja, so dümpel ich vor mich hin. Ich freu´ mich jetzt einfach auf morgen.
Treffe noch auf 2 Mädels aus Ulm, die ganz nett sind. Ein bisschen reden tut gut.
Es ist 1:30 Uhr. Mein Doppelstock-Bettnachbar (im Laufe dieses Blogs simpel Dickhead genannt) kommt ins Zimmer. Habe ihn heute schon einmal getroffen. Auf mein freundliches „Hello!“ reagiert er nur mit einem Brummen, von da an habe ich ihn schon gefressen. Wie gesagt, es ist 1:30 Uhr. Er kommt rein, macht das Licht an, kruschtelt mit Plastiktüten rum, geht ausm Zimmer, kommt wieder rein,... Das ganze dauert so 20 Minuten. Ich war noch halbwegs wach, deshalb fand ich es nicht so schlimm, aber Respekt vor anderen Backpackern scheint er keinen zu haben. Dickhead findet es wohl absolut selbstverständlich, dass man um 1:30 Uhr das Licht anmachen kann, während gut 7 Leute bereits schlafen. Irgendwann geht er hoch ins Bett, mit Getöse und Gequietsche. Na dann auf in eine wundbare Nacht...

Dienstag, 29.03. – „highlights“
..., die absolut zu kurz war, zu unruhig. Ständig bin ich aufgewacht. Gegen 9 Uhr stehe ich auf. Total zerknüllt fühle ich mich. Aber nachher werde ich Max treffen, das spornt mich an. Ein bisschen Kaffee und Müsli zum Frühstück und auf geht´s zum Bahnhof. Der hier gleich um die Ecke ist. Es regnet leicht, doch die Sonne kommt ab und zu durch. Mit etwas Verspätung kommen Max und Shane an. Sie wohnen gut eine Stunde mit dem Zug ausserhalb vom Stadtzentrum. Was eine Freude. Tut so gut, Max zu sehen. Ganz kurze Auffrischung: Max ist Caroline. Mit ihr habe ich zusammen in Wellington in der WG gewohnt. Die verrückt-durchgeknallte, witzige und manchmal nervige Lesbe. Im Laufe dieses Jahres hat sie sich ihre Brüste wegoperieren lassen. Fühlt sich nicht gerade wie ein Mädchen. Also ab damit. Salopp ausgedrückt. Sie fühlt sich nun besser. Hat ihren Namen geändert. Und sie (ich sage immer noch sie, nicht er) hat sich absolut zum Positiven verändert. Ruhiger, relaxter, mehr am Boden. Wir quatschen total viel. Über ihre OP, ihre Pläne in Melbourne. Sie und Sha wollen bald auf Europa-Reise gehen. Haare an den Beinen hat sie bekommen. Also dunkle Haare. Ihre Stimme ist tiefer geworden. Sie nimmt Hormone. Das finde ich schade, da sie eine total schöne Singstimme hat. Sagt, dass sich alles bald legen wird, dann kann sie wieder singen, nur halt in einer anderen Tonlage.
Fahren mit der Tram in einen anderen Stadtteil von Melbourne. Hier ist es ruhiger. Essen Tacos. Quatschen bis der Mund fusselig ist. Danach gehen wir in eine Bar. Es ist gerade mal 14 Uhr. Trinken lecker Wein bzw. Bier. Sie vermitteln mir einen Job. So ´ne Art Verkaufsfirma. Sicherlich nicht das Interessanteste, aber es ist etwas. Beide haben dort gearbeitet, man kann ganz gut Geld verdienen. Dann empfehlen sie mir noch den Film „The girl with the dragon tattoo“. Ein schwedischer Film. Ist ein 3-Bänder. Der Author ist gestorben, bevor seine Bücher und der Film rauskamen. Sha findet den 2. Band in einem Bücher-Austausch-Regal. Bringt in mir gleich. Ah, muss doch Wheel of Time lesen! Leicht angetrunken düsen wir zurück Richtung Stadtzentrum. Das war ein schöner Mittag und Nachmittag. Es tat so gut, ein bekanntes Gesicht zu treffen. Und Sha ist sehr lieb. Sobald die 2 weg sind, fühle ich mich allein. Was nun? Bin ein bisschen müde vom frühen Alkohol trinken. Lege mich hin, aber nur für ´ne halbe Stunde.
Stehe auf und rufe die Firma an. Nach 5 Minuten habe ich ein Vorstellungsgespräch. Am Mittwoch. Na gut.
Ein bisschen Internet. Rechts von mir ist ein Bücherregal, wo man Bücher austauschen kann. Und was finde ich das? Wheel of Time, Band 12. Das neuste. In der großen Ausgabe, sieht so gut wie neu aus. Das kostet 40 Dollar und mehr. Ja wie geil, das nehme ich doch gleich mal mit. Muss ich aber nach Hause schicken, das schleppe ich nicht mit mir rum.
Und dann gehe ich ins Kino. Habe doch eh nichts Besseres zu tun.
Davor geht´s zu McDonalds. Irgendein Fressstand ist hier immer in der Nähe und auf kochen habe ich sowas von keine Lust.
Sehe natürlich The girl with the dragon tattoo. Genial. Der Anfang schleicht sich ein bisschen dahin, aber dann geht es ab. Bin total begeistert. Und der Film ist auf schwedisch, mit englischem Untertitel. Bin total begeistert und kann den Film nur empfehlen! Auf deutsch heißt er Verleumdung.
Um kurz vor Mitternacht bin ich wieder im Hostel. Dickhead liegt schon im Bett. Kann ewig lange nicht einschlafen. Zu viele Gedanken.
Der Tag war gespickt mit tollen Sachen, aber irgendwie zieht mich grad alles runter. Die Stadt, der mangelnde Schlaf und ich mich selbst.

Dienstag, 30.03. – „why am i here?“
Wache ständig auf. Zu kalt, zu heiß. Dickhead wälzt sich auch im Bett rum. Um 5 Uhr steht er auf. Aha. Arbeiten? Sicherlich. Aber anstatt sich vorbereitet zu haben, macht er das Licht an, kruschtelt wieder rum, geht raus, kommt wieder zurück. Irgendwann ist es mir echt zu doof und ich schnauze ihn an: „Switch off the fucking light, it´s fucking 5 o´clock!“. Ja, ich erinner mich noch genau an meine Worte, weil ich einfach keine Tiefschlafphase finde... So ein Arschloch!
Um 9 Uhr wache ich wieder auf. Gerädert. Total der Lärm von draußen. Die putzen gerade die Fenster – von aussen! Wegdösen, aufwachen, wegdösen. Um 11:30 Uhr ist Schluss und ich stehe auf. Ich brauche festen Schlaf, aber den werde ich hier nie finden.
Frühstück. Ein bisschen Internet. Keinen Bock, rauszugehen, was zu unternehmen. Gegen 13 Uhr bin ich wieder im Zimmer. Es ist stockfinster, so wie die meiste Zeit hier. Da muss man meistens das Licht anmachen. Keiner macht hier tagsüber die Rolläden hoch. Dickhead liegt im Bett. Wohl zurück von Arbeit. Wie gerne würde ich das Licht anmachen, meinen Rucksack ein- und wieder ausräumen. Aber ich bin viel zu lieb, suche meinen kleinen Rucksack und bin wieder weg.
Also gehe ich doch raus. Nur wohin? Keine Lust auf großartig laufen, was sehen. Fotos mache ich auch keine. Kommen noch, sicherlich wird´s hier heitere Tage geben, aber an so einem Tag wie heute... Lausche der Musik in meinen Ohren und gehe in einen kleinen Park. Bäh, warum bin ich eigentlich hier? Morgen Vorstellungsgespräch. Den Job bekomme ich ziemlich sicher, das weiß ich jetzt schon, aber will ich überhaupt in Melbourne bleiben? Und in diesem Hostel, was so anonym und unfreundlich ist?
Hunger. Gehe essen. Burger. Bekomme schon viel zu viele Pickel im Gesicht, weil ich nur Blödsinn esse. Keinen Bock auf einkaufen. Zurück zum Hostel. Dickhead schläft immer noch. Ok, dann rasiere ich mich jetzt. Zum ersten Mal seit knapp 2 Wochen. Wollte ja eigentlich wachsen lassen, bis ich wieder nach Neuseeland komme (so wie Brad Pitt in „Tibet“, ha, ha!), aber wenn ich morgen das Gespräch habe, muss ich ja ein bisschen schick aussehen. Dann noch duschen. Fühle mich ein wenig besser, aber bin sehr rastlos, nachdenklich. Und vor allem fühle ich mich alleine. Habe heute so viele und lange Mails von lieben Menschen erhalten. Das tat gut, aber hielt nur kurz an, denn die sind ja nicht hier. Keiner ist hier. Würde jetzt jemand sagen, los, du fliegst jetzt zurück nach Neuseeland, ja, ich würde sofort in den Flieger einsteigen!!
Beobachte die Fensterputzer. Vom Hosteldach aus ist es nicht gerade niedrig. Und die hängenn da an ihren Seilen. Verrückte Leute!
Es wird besser werden. Muss! In den kommenden 2 Tagen, sonst bin ich raus.
Es ist 19 Uhr. Ich glaube ich habe heute noch keine 3 Worte gesagt. Gibt ja keinen zum Reden. Ist mir grad alles ein bisschen zu viel. Kenne keinen ausm Zimmer. Manchmal sagt jemand Hallo, das war´s aber auch schon. Aber ich hab noch die 2 Mädels aus Ulm. Manchmal treffe ich sie aufm Dach, dann quatschen wir ´ne Runde.
Dann komme ich in die Puschen und beantworte Mails der letzten Tage. So viele liebe und lange Mails. Hach... Und die müssen nun leiden, da ich allen mein Leid klage, die armen!

Mittwoch, 31.03. – „fuck you all and fuck me“
Dickhead´s Wecker klingelt wieder um 5 Uhr. Das geht alle 10 Minuten, bis er um halb sechs aufsteht. Wieder Licht an. Ich schnauz ihn an, wann denn die Lichtershow vorbei ist und ob er glaubt, dass er allein aufm Zimmer sei. Ich kann grad echt nicht mehr. Bin hundsmüde und finde erst keinen Schlaf.
Max schreibt SMS, wir treffen uns heute, sie will mich aufheitern. So lieb, sie ist die einzige, die ich grad habe.
Es ist 9:30 Uhr. Ich habe gut gefrühstückt und laufe zum Vorstellungsgespräch. Das dauert 40 Minuten und tut gut, so rumzulaufen. Habe das Gefühl, ich schleppe ´n Wanst vor mich her, vom vielen Fast Food. Bin zu früh da. Egal. Rauche eine. Es ist 10 Minuten vor 11. Will ich wirklich hier in Melbourne bleiben? Fühle ich mich wohl? Will ich länger im Hostel bleiben? Nein! Ich kalkuliere kopftechnisch meine Bankkonten durch. Reicht das Geld für Australien und USA? Nicht wirklich. Ist mir egal. Ich muss raus aus Melbourne. Also gehe ich nicht zum Vorstellungsgespräch. Kurz fühle ich mich schuldig, aber es geht mir besser. Schlender´ erleichtert zurück zum Hostel. Warum gefällt mir Melbourne nicht? Die Menschen sind alle auf sich gestellt, keiner schaut einen auch nur mit dem Arsch an. Auf freundliche Hallos reagieren die meisten erst gar nicht, somit sage ich mittlerweile auch nichts mehr. Alle 10 Minuten werde ich von Pennern und Bettlern nach Zigaretten und Geld gefragt. Allgemein zu viele Menschen hier. Das Wetter ist komisch. Ist schon witzig, Sydney ist viel größer, hat mir aber 10x besser gefallen.
(Kurze statistische Fakten: Sydney hat 4 ½ Mio. Einwohner, Canberra 300.000, Melbourne 3 ½ Mio. In Australien gibt es 4 Millionen (ich sag´s grad nochmal, 4 Millionen) Deutsche (!!) und eine große Anzahl an Franzosen.)
Dickhead liegt wieder im Bett. Warum steht er um 5 auf um mittags wieder im Bett zu liegen? Arschdunkel ist es auch. Aber ich mache nun immer mein Bettlicht an, fuck you, es ist hellichter Tag! Ich ziehe mich mit allem grad selbst runter. Aber: ich treffe mich jetzt mit Max und Sha. Schon nach 5 Minuten habe ich ein Grinsen im Gesicht und nachdem mein eingerostetes Mundwerk wieder funktioniert, scheint alles besser. Gehen zusammen Curry essen. Quatschen und lachen. Es tut sooo gut!
Ich brauche Obst. Ah, lecker Obststand. Entscheiden uns dazu, ins Kino zu gehen. „The Hurt Locker“. Heißt im deutschen, ähm, ja, ich glaub´ „Tödliches Kommando“. Hat dieses Jahr 6 Oscars bekommen. Kriegsfilm, aber irgendwie anders. Hab´s nicht so mit Kriegsfilmen, war aber sehr gut gemacht, spannend und fesselnd. Doch, ich kann ihn empfehlen.
Es ist sehr später Nachmittag und wir trennen uns.
Ich lese. Weiterhin keine Lust, Foto-Session von Melbourne zu machen. Liebe Mails kommen auf meinen „Leid-Mails“ zurück. Muss bissle heulen. Nee, nicht gerade meine Woche hier. Entscheide mich dazu, am Sonntag raus aus Melbourne zu sein. Egal wohin, egal wie. Die Entscheidung ist gefallen. Fuck me, ich kann mich doch nicht so gehen lassen hier.
Abends treffe ich die 2 Mädels aus Ulm aufm Dach wieder. Sie heißen Melanie und Bettina. Die einzigen, mit den man hier anscheinend reden kann, mit dem Rest hab´ ich´s aufgegeben. Die trinken Wein, wie jeden Abend. Müde. Will ins Bett. Los, trink´ ´n Wein mit uns! Aber Alkohol ist doch auch keine Lösung, oder wie war das? ;o) Also ziehen Melanie und ich los und kaufen noch 2 Flaschen Wein. Und das war das einzig richtige. Labern über alles mögliche und ich spüre einen Umschwung. Jetzt geht´s wieder nach oben, garantiert. Hoffe darauf, dass ich ganz laut schnarche, damit Dickhead bis um 5 Uhr nicht einschlafen kann! Yeah!

Donnerstag, 01.04. – „organizing stuff“
Ich mach´s kurz: 5 Uhr, Dickhead´s Wecker, ich schnauz rum, kaum Schlaf.
Es ist 9 Uhr und ich stehe auf. Gestern habe ich an der Rezeption gefragt, ob ich in ein anderes Zimmer kann. Geht. Heute. Yes! Wenn ich bis Sonntag Morgen jedesmal morgens um 5 aufwache, drehe ich hier noch durch. Also packe ich meine Sachen und bin weg, nun im 4. Stock. Bisschen zum Hostel: was ein riesen Schuppen! Möchte nicht wissen, wie viele Leute hier schlafen können. Nehme meistens die Treppen, statt Aufzug. Wegen der Figur, haha! Im Treppenhaus könnte man gut einen Horrorfilm drehen. Gruselig. Die Bäder und Klos und Duschen sind ok, aber nicht empfehlenswert. Aus manchen Duschen kommen ein paar Wassertropfen, das war´s auch schon. Als Bettdecke bekommt man hier so ´ne dickere Überwurfdecke. Die ist gespickt mit Haaren von Vorgängern. Lecker! Ein Glück gibt´s hier dünne Bettdecken, die kommt natürlich drunter. Vermeide, die Überwurfdecke auch nur zu berühren. Bäh.
Das neue Zimmer: „nur“ 5 Betten. Gut. Ich habe das Glück auf ein Einzelbett. Ein Typ ist im Zimmer und er redet mit mir. Hui, wo gibt´s denn sowas? Richtig nett. Ich spüre, dass es heute aufwärts geht. Später kommt ein Mädel dazu, die redet auch mit mir. Juhu!
Angespornt zu neuem fange ich an zu denken. Sonntag will ich gehen. Wohin? Ah, die Great Ocean Road fängt hier an. Entlang der Küste bis nach Adelaide. Ich muss jetzt echt Natur sehen, bin durch mit Städten und Hochhäusern und viel zu vielen Menschen. Ich könnte nach Adelaide fliegen, aber dann bin ich wieder in einer Stadt, ohne die darumliegende Natur gesehen zu haben. Auto mieten denke ich mir.
Morgen ist Feiertag, Montag auch. Ostern. Also muss ich ultra in die Puschen kommen und heute alles wichtige erledigen. Gehe runter ins Foyer, da ist so ´n Buchungs-Dingsbums. Die haben zum Glück noch ein Auto. Kostet mich 59 Dollar am Tag. Aber unendlich Kilometer und ich kann´s in Adelaide abgeben und muss nicht mehr zurück nach Melbourne. Mach ich, scheiß aufs Geld. Oder so. Ich glaube, wenn ich mit 0 Euro nach Hause komme, kann ich mich glücklich schätzen! Freu mich, dass es nun voran geht. Starte noch ´ne Anzeige auf Gumtree, vielleicht will ja jemand mitkommen, dann kann man Benzin teilen und spassig könnte es auch werden. Halte meine erste Straßenkarte von einem Teil Australiens in der Hand. Sehe zum ersten Mal, wo was sein könnte, was um die Großstädte herum liegt. Der Kerl gibt mir noch ´n paar Tipps. Gut.
Erstmal duschen. Habe ich glaub seit 2 Tagen nicht mehr gemacht. Hunger. Ich gehe zu Hungry Jack´s, so ´ne Mischung aus Burger King und McDoof, aber viel billiger. Und lecker. Dann Broschüren über die Great Ocean Road holen. Checke Öffnungszeiten über die Feiertage von Post, Emirates und Supermarkt. Aus diversen Gründen. Mein Neffe möchte ein Känguru-Shirt. Finde ein recht cooles. Das und das Buch, welches ich im free shelf gefunden habe, möchte ich bald nach Deutschland schicken, unnötiger Ballast. Supermarkt hat am Samstag offen, gut, dann kann ich Vorräte einkaufen. Nehme mir jetzt schon vor im Auto zu pennen. Wenn das schon so teuer ist, muss ich unbedingt Unterkunft sparen. Was ich essen kann und wo man duschen kann, wird alles spontan entschieden. So, das meiste ist erledigt. Pause. Morgen plane ich meine Route, voll geil. Gehe seit Ewigkeiten mal wieder in einen Supermarkt. Morgen hat ja alles zu, also werde ich morgen mal wieder selbst kochen. Zum 3. Mal, seit ich in Oz bin. Man soll ja nicht übertreiben! ;o)
Für alle, die meinen Blog aufmerksam lesen und sich fragen, kommt er im Juni nach Hause oder fliegt er wieder zurück nach Australien: es wird wohl Deutschland sein. Hier müsste in den nächsten 4 Wochen echt der Knaller passieren, dass es mich wieder in dieses Land zieht. Ist halt ein Nachteil, dass ich 1 ½ Jahre in Neuseeland war. Hatte dort einen Platz, tolle Menschen und Natur. Sich das hier in ein paar Wochen aufzubauen ist natürlich schwer.
Es ist 18 Uhr. Ich lese und zwinge mich, nicht einzuschlafen. Meine Augen sind so schwer. Aber ich setze meine Hoffnungen nun in das neue Zimmer, lasst mich ja schlafen, Leute!
Vermisse den Bub dieser Tage, ganz arg.

Freitag, 02.04. – „good friday“
Leute, die Nacht war herrlich. Bin zwar erst um 1 eingeschlafen (habe noch ewig lang Musik gehört, Ärzte und Sevendust), aber ich habe wunderbar durchgeschlafen. Bis um 9 mein Wecker geklingelt hat. Weil´s so schön war, hab ich ihn ausgemacht und hab mich wieder rumgedreht. Bis 11:30 Uhr. So viel besser fühle ich mich nun.
Treffe Melanie beim Frühstück. Bettina fliegt heute wieder nach Deutschland. Draußen ist es grau. Aber ich mache heute eine kleine Tour. Laufe von der Innenstadt runter zum Hafen und zum Strand. Melbourne ist so groß(flächig), es dauert über eine Stunde, bis ich am Meer bin. Aber die Sonne kommt raus. Wow, das tut so gut, diese Meerluft zu riechen, Sand und Strand zu sehen. Windig ist´s wie Sau. Laufe entlang der Strandpromenade, die Innenstadt mit seinen Hochhäusern sieht man immer wieder auftauchen. Große Städte sind schon faszinierend, aber wenn man wohin will, dauert das. Ich glaube, um komplett Melbourne zu sehen (oder auch Sydney), bräuchte man mindestens einen Monat.
Der Strand ist nicht der Hammer, aber viele düsen aufm Wasser rum: auf einem Surfboard, aber mit einem größeren Drachen in der Luft, der sie zieht, kurz: kiteboarding. Das sieht cool aus.
Laufe bis zum Stadtteil St. Kilda. Dort laufe ich auch noch ein wenig rum. Dann reicht´s mir und ich nehme die Tram zurück in die Stadt. Ohne zu bezahlen.
Es ist schon 16 Uhr. Hunger. Gehe mal wieder zu Hungry Jack´s. Könnte ja kochen, aber... Der Spätnachmittag ist ruhig. Schaue mir Karten und Broschüren von der Great Ocean Road an. Da gibt´s auch einige Nationalparks aufm Weg. Einen will ich mindestens sehen. Der Hammer wären ja Koalas in freier Wildbahn, aber bei meinem Glück rennt mich eher ein Red Kangaroo über den Haufen.
Mails checken und beantworten. Treffe mich mit Melanie aufm Dach. Quatschen viel. Sie wird morgen nach Perth fliegen und versuchen, jemanden zu finden, mit dem sie die Westküste hochfahren kann. Gucken uns den Lonely Planet an, mich schockt immer noch die Größe dieses Landes. Und so viele umliegenden Länder sind gleich in der Nähe.
Ja, das war´s eigentlich schon. Morgen noch einiges erledigen und dann bin ich weg.

Samstag, 03.04. – „eureka“
Yo, gute Nacht. Schaffe es sogar, um kurz nach 8 aufzustehen. Frühstück. Ist hier ja kostenlos, ein bisschen Toast, ein bisschen Marmelade, ein bisschen Cornflakes. Nicht viel, aber ich will ja nicht meckern!
Mache mich gleich auf in die Stadt, um noch ein paar Fotos zu schießen. Arg viele schöne oder interessante Motive finde ich nicht. Wird nicht gerade mein Lieblingsalbum.
Was noch? Wäsche waschen. Entpuppt sich als never-ending story. Und ist schweineteuer. Stecke 9 Dollar in die ganze Aktion. Waschpulver und waschen. Trocknen ist nervig. Läuft eine Stunde und ist kaum trocken. Also nochmal Geld rein und dann ist es endlich trocken. Aber die Zeit und das Warten geht gut rum. Hocke viel mit Melanie rum. Sie hat ja heute ausgecheckt, wartet auf ihren Flug, der erst abends um 10 geht. Also hängen wir im Internet rum, quatschen, überlegen wie das alles so weitergeht, essen Melone.
Ach, habe heute gekocht! Ha, ha. Was heißt gekocht; Nudeln mit Soße. Melanie ist cool. Beide kommen ja aus Ulm und haben ja diesen witzigen schwäbischen Dialekt drauf. Jetzt red ich grad auch schon ´n bisschen so. Man wird halt angesteckt, wenn man so Sätze hört à la: „Ha, Melbörn isch scho schee. I habs halt scho schätza glernt, so mit denne kloina Gässla und so...“. So geil! ;o)
Gehe einkaufen für meine Tour. Aber hole nicht viel. Nur ein bisschen was zum Überleben. Laut Melanie gibt es schon kleinere Städtle auf der Strecke, da kann man Essen kaufen. Also passt´s. Ui, freu mich so auf die Tour!! Wetterbericht sieht nicht so doll aus, aber davon lass ich mich natürlich nicht aufhalten. Gegen 18 Uhr verabschiede ich Melanie und ziehe nochmal los. Will nun doch auf diesen Eureka Tower hoch. Eintritt geht sogar und vom Hostel bekommt man noch Rabatt von 10%, also warum nicht. Ist wohl die höchste Aussichtsplattform der südlichen Hemisphäre. 300 Meter. Ja, das reicht. 88 Stockwerke (also eigentlich 92, aber da wo man rausschaut, ist der 88. Stock). Beim Hochfahren wird mir halbschlecht und ich bekomme Ohrendruck. In gerade mal 30 Sekunden ist man schon oben! Krass! Das Gebäude wiegt 200 Tonnen!! Die Aussicht ist richtig klasse, man sieht die Strassen und Gebäude aus einer definitiv anderen Sicht. Man kann bis aufs Meer rausschauen. Aber mir ist echt mulmig. Ich und meine blöde Höhenangst. Wie langsam ich mich immer ans Fenster bzw. ans Gitter schleiche, um dann ein Foto zu schiessen. Bin extra abends gegangen, wegen Sonnenuntergang. Das hat sich auch gelohnt. Schön.
Gehe ein letztes Mal zu Hungry Jack´s. Nicht wirklich gesund, aber billig.
Habe mir mal meine Bankkonten angeschaut:
Neuseeland sieht noch ganz gut aus. Das Konto benutze ich für dies und das.
Deutschland... Nun ja. Das sind die großen Ausgaben wie Hostel, Flüge, Auto. Im Moment sieht´s toll aus, aber ich habe ja auch noch nicht die Kreditkartenabrechnung bekommen! Oje, ich glaube wenn die in knapp 2 Wochen kommt, dann trifft mich der Schlag!
Freue mich nun auf morgen und die kommende Woche. Darf nur meine Erwartungen nicht zu hoch schrauben, wie ich´s mit Melbourne getan habe, sonst werde ich vielleicht wieder enttäuscht.
Melbourne – das Kapitel ist nun abgeschlossen. Zur falschen Zeit am falschen Ort, ja, ich glaube, das trifft´s.

2 Kommentare:

  1. Hey Heiko....oh mann das hört sich ja schrecklich an!Ich hoffe du hast diese Phase überstanden und es wird nun alles besser....aber es ist schon alles viel teurer in Australien, als in Neuseeland, gell! Nun wir haben hier noch gut 2 tage und vorrangig steht mal bennys tattoo an..eins hat er schon und morgen kommt das nächste! ich hätte auch gerne eins, hab mir aber so den rücken verbrannt, dass das nix wird! Schade....da komm ich lieber nochmal! Aber die tattoos sind echt günstig, also benny hat glaub 10 verschiedene faben und klein ist es auch nicht und hat gerade mal 150 euro bezahlt..also ein echtes schnäppchen!
    Wir fahren heute nocmal an den strand und essen fisch! und montag eben tattoo und gitarre kaufen!
    der urlaub hier war sehr schön, wobei mir gerade etwas langweilig ist und ich vielleicht doch das ein oder andere gern gesehen hätte! Aber andererseits haben wir ja urlaub und ausschlafen und lecker frühstücken ist ja auch was! Wenn wir wieder nach hause kommen, dann wirds erstmal stressig! Zum einen das studium und zum anderen wird unsere Wohnung gerade renoviert, wenn wir nicht da sind und ich hoffe wirklich, das die bauarbeiten abgeschlossen sind, bis wir kommen, sonst ist glaub die ganze erholung dahin!


    so nochmal zu Melbourne: ich fand die bilder eigentlich ganz schön, aber wenn die stimmung nicht passt, da kannste auch machen was de willst, gell! Man ist doch ein bisschen verwöhnt, wenn man von neuseeland kommt und dann auf einmal in so ner riesen stadt ist! vorallem, wenn die dann auch noch schmutzig ist! Nun ich hatte nur eine nacht in sydney...aber da hat es mir eigentlich ganz gut gefallen! fand es schon anders, aber die stadt hat was! zumindest glaub ich, dass man es da noch ein paar tage länger ausgehalten hätte!!!

    nun denn...wir machen uns nun auf zum strand...oder nach uxmal, mal sehen wo der bus uns hinbringt! ich wünsche dir noch einen schönen aufenthalt in australien und hoffe das nun alles besser wird...
    ich drück dich und lass dich nicht unterkriegen du hobbit of oz!
    bis dahin und KNUTSCHHHHHHH
    die chris

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  2. Auch wenn du hier beim Blog-Schreiben deine Depri-Phase hattest, hast du mich heute hochgezogen mit den "Dickhead"-Storys. Ich hab gebrüllt vor Lachen! Ich glaube, ich hätte dem irgendwas ins Bett gelegt und mit dem Licht ne "Disco" veranstaltet ;-))

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